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Archive for the ‘Maklertagebuch’ Category

Ich habe es mir anders überlegt

oder

Viel Arbeit, kein Geld, verärgerte Kunden

Vor ca. 1 Jahr wurde ich aufgrund einer Empfehlung zu einer Schätzung eines Einfamilienhauses eingeladen. Ich machte die Schätzung, teilte meinen Schätzwert der zukünftigen Erbin mit und verabschiedete mich freundlich. Mein Aufwand: 2 Termine mit Fahrzeiten, ca. 1-2h für die Schätzung. Natürlich ohne eine Rechnung auszustellen, das mache ich ja als kostenlose Dienstleistung. Und öfters bekommt man dann ja auch einen Vermittlungsauftrag, wenn man einen positiven Eindruck hinterlassen hat. Soweit, so gut.

Nach fast einem Jahr wurde ich wieder kontaktiert. Die Verlassenschaft sei jetzt geregelt und ich könnte das Haus jetzt verkaufen, kein Interesse hier zu wohnen, weg damit. Das Haus ist sanierungsbedürftig, der Keller feucht, schimmelig, umfangreiche Sanierung ist notwendig. Also, neuer Termin, Vermittlungsauftrag ausfüllen, Gutachten kopieren und durchsehen, Pläne kopieren, Haus fotografieren, Recherchen einholen, Fotos bearbeiten, Texte schreiben, ins Internet stellen. Bitte bieten Sie es billiger an als geschätzt wurde, da das Haus mit dem Schimmel laut Untersuchung nicht bewohnbar ist. Das Objekt wird aufgrund der notwendigen Sanierung somit sehr günstig angeboten. Wenn sich mehrere Käufer finden, dann würde ein Bieterverfahren gemacht und der Preis bewegt sich sowieso wieder nach oben. Aufwändig für den Makler, aber man ermittelt damit den besten erzielbaren Marktpreis.

Der Preis ist sehr interessant, viele Anrufe kommen herein. Am Sonntag allein gezählte 48, am Montag danach über 80 Telfonate, ca. 50 Email Anfragen sind zu bearbeiten, Angebote zu schreiben, Termine zu vereinbaren. Viele wollen sofort besichtigen, kaufe gleich, Geld vorhanden, ist ja nicht so üblich heutzutage. Aber ich bekomme den Schlüssel erst in ein paar Tagen, die persönlichen Sachen müssen erst ausgeräumt werden. Am Mittwoch habe ich schon ca. 50 Besichtigungstermine vereinbart, das nächste Wochenende kann ich vergessen. Dauernd läutet das Telefon, also am besten das Angebot aus dem Internet nehmen, sonst weiss ich nicht mehr wie ich noch irgendetwas anderes nebenbei machen soll.

Liebe eigene Familie, bitte um Verständnis, dieses Wochenende geht nichts mehr, bitte warten.

Zum Zeitpunkt der Schlüsselübergabge warten bereits die ersten Besichtiger vor dem Haus. Einen Moment, ich bekomme erst den Schlüssel in den nächsten Minuten. Die Verkäuferin tritt auf. Sie hat es sich jetzt doch anders überlegt, sie wird das Haus behalten. Sicher ? Ja, ganz sicher. Die Verkäuferin tritt ab. Sie muss dringend zu einem Termin. Ins Auto und weg.

Enttäuschung bei den Interessenten, na so was? Ich bin überascht und einigermassen bestürzt über die Tatsache, dass ich jetzt alle Termine wieder absagen muss. Die nächsten Interessenten treffen ein, etwas früh. Leider, das Haus wird doch nicht verkauft. Sehe ich einen Zweifel im Angesicht des Interessenten? Hat der böse Makler vielleicht schon an jemanden anderen verkauft? Nein, sicher nicht. Maklerehrenwort. Naja dann!

Jetzt muss ich aber gleich die nächsten 7 Besichtigungen für heute absagen, viele SMS schreiben, Emails schreiben. Dazwischen läutet wieder das Telefon. Wir würden uns gerne am Wochenende das Haus anschauen kommen. Verkauf zurückgezogen. Leider, leider. Na, geh, sowas, schade!

Der Zeitaufwand bisher war ca. 40 Arbeitsstunden. Was verrechnet der böse Makler jetzt ? Garnichts, kann er gar nicht. Es gibt ja nur eine Vermittlungsprovision, also ein Erfolgshonorar für den erfolgten Verkauf. Also kein Verkauf, kein Honorar. Und der Zeitaufwand, die Kosten für die 10 oder mehr Internetplattformen, Fahrtspesen, Telefon, …? Pech gehabt, eben.

Na wenigstens bleibt mir das kommende Wochenende für die Familie. Sparsam werden wir halt sein.

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