Im westlichen Wienerwald hat sich vor kurzem ein Tauschkreis etabliert. Die Mitglieder des Tauschkreises bieten ihre Dienstleistungen oder Waren gegenseitig zum Tausch an. Getauscht wird gegen eine virtuelle Tauschwährung in Stundeneinheiten. Die Stunden können Online verrechnet und wie in einem Online Banking System überwiesen werden. Ein Stunde entspricht dem Wert einer Stunde Arbeit. Falls es sich um höherwertige Tätigkeiten handelt, in die man viel Vorbereitungsarbeit oder Ausbildung investieren muss, dann kann man auch mehr Tauschstunden pro Stunde verlangen. Die kleinste Verrechnungseinheit ist ein Zehntel bzw. 0,1 Stunden. Das grundlegende Konzept ist, dass diese Tauschwährung nie verzinst wird und somit eine Hortung der Währung zu keinem zusätzlichen Vorteil eines Zinsgewinns verhilft. Die Mitgliedschaft im Tauschkreis kostet jährlich 12,- Euro und 2 Stunden.
Es ist durchaus interessant das dahinterliegende Konzept ein wenig genauer zu betrachten. Aus den Religionen, wie dem Christentum entsteht der Anspruch des zinslosen Geldes. Das bedeutet, dass es keine notwendige Erweiterung der Geldmenge aufgrund von Zinsen und Zinseszinsen gibt. Die Menge kann nur durch Wirtschaftswachstum ansteigen und das Geld wird nicht durch Schulden oder Anleihen „erzeugt“. Horten des Geldes gegen Zins ist also nicht vorgesehen. Im Gegenteil, es wird wahrscheinlich in Zukunft eine Abwertung für längere Hortung geben und somit wird man angehalten erworbene Guthaben bald zu verwenden.
Also wenn z.B. eine Person 1h Arbeit leistet, dann entsteht Wirtschaftsleistung. Diese Leistung kann getauscht werden. Wenn jemand zur Zeit keine Stunden hat, dann kann er bis zu einem gewissen Betrag zinsenfrei auf seinem Konto ins Minus gehen und gleicht diese durch seine zukünftig erstatteten Dienstleistungen wieder aus. Es werden also keine Währungseinheiten aus Anleihen „erzeugt“ und theoretisch ist die Summe aller Stunden immer null. Stunden werden nur am Anfang beim Beitritt zum Tauschkreis erzeugt. Das Wechseln von Stunden in Euros ist verboten. Im gewerblichen Umfeld kann man Stunden als Fremdwährung in der Buchhaltung führen.
Zur Zeiten der großen Depression, in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts, machte die Stadt Wörgl ein vielbeachtetes Experiment mit einer zinsenfreien Parallelwährung. Diese Experiment war so erfolgreich, dass es als das „Wunder von Wörgl“ in die Wirtschaftsgeschichte einging. Die Parallelwährung konnte nur durch eine Intervention der Nationalbank und Militäreinsatz gestoppt werden. Weitere Informationen finden Sie hier.
Auch in der Schweiz gibt es seit 1934 die Parallelwährung des WIR und die WIR Bank welche sehr erfolgreich agieren. Weitere Informationen finden Sie hier.
Tauschkreistreffen Jänner 2011
Bei den Treffen des Tauschkreises Wienerwald kann direkt getauscht werden. Jeder Interessent ist herzlich eingeladen zum nächsten Treffen des Tauschkreises zu kommen. Dort kann man sich informieren und Mitglied werden.
Termin: 17.2.2011 um 19h
Ort: Purkersdorf, Jugendzentrum Agathon, Kaiser Josef Strasse 49
Anmeldung nicht erforderlich
Weitere Information über den Tauschkreis Wienerwald gibt es in der Tauschkreis Broschüre oder online
Natürlich sind nicht nur Personen aus Purkersdorf eingeladen, sondern auch aus Wien und den umliegenden Gemeinden.
Falls Sie überlegen in die Region zu übersiedeln, dann ergeben sich hier bereits die ersten Kontakte mit ihren zukünftigen Nachbarn.
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